Grundrente und Altersarmut!
Das neue soziale Gewissen von Hubertus Heil (SPD / Bundesminister für Arbeit und Soziales) geht nicht sonderlich weit. Die vollmundigen Ankündigungen der Abschaffung von Hartz IV sind schon im Ansatz stecken geblieben. Nach der Lage der Dinge wird es keine wesentlichen Veränderungen geben; Hartz IV soll in Bürgergeld umbenannt werden.
Die
Ankündigung der Einführung eines Bürgergeldes hat sicher ein
paar Wellen in der öffentlichen Wahrnehmung
geschlagen und vor allem bei (ehemaligen) SPD-Wählern
Erwartungen geweckt, wie neueste Umfragen zeigen. [1] Bei
näherer, inhaltlicher Betrachtung erweist sie sich jedoch
als Rohrkrepierer und Mogelpackung.
Es schließt weder
eine signifikante Erhöhung des Regelsatzes noch die
komplette Abschaffung der Sanktionen (§31 SGB II) ein. Selbst
bei den in letzter Zeit deutlich
gestiegenen Kosten für Unterkunft ist keine
Veränderung geplant. Allein diese drei Fakten entlarven
das SPD-Konzept eines Bürgergeldes als Blendwerk. Ein
wirkliches Bürgergeld müsste inklusive Kosten der
Unterkunft eine Höhe von derzeit (2019) 1.100 bis
1200 Euro sanktionsfrei und ohne Anrechnung von
Vermögen haben. Mit diesem Betrag könnte man
in Deutschland in Würde leben.
Auch
die SPD-Pläne einer Grundrente sind halbherzig
und so gestaltet, dass nur Menschen, die sich „an die
Regeln halten“ diese Grundrente bekommen werden.
Der Bezug der Grundrente soll an eine 35-jährige
berufliche Tätigkeit geknüpft werden. Diese
muss außerdem fast ohne Unterbrechung ausgeübt
worden sein, weil Ersatzzeiten ALG I + ALHI (Altfälle) nicht
zur Anrechnung kommen.
Die SPD-Grundrente würde dazu führen, dass der Niedriglohnsektor zementiert und ausgebaut wird. Wer keine Arbeit hat, würde noch viel eher geneigt sein, sich zur Not auch im Niedriglohnsektor zu verdingen, um in den Genuss der verhießenen Grundrente zu kommen. Es gibt keine bessere Möglichkeit, um die Menschen in den Niedriglohnsektor zu treiben. Dies ist der eigentliche Plan von Hubertus Heil. Für alle Langzeitarbeitslosen bleibt die SPD-Grundrente ohnehin unerreichbar.
Hat sich Herr Hubertus Heil das Prinzip der Leistungsverweigerung etwa von Alfred Krupp abgeschaut? Der hatte seinerzeit seinen Arbeitnehmern kurz vor dem Erreichen der Betriebsrente den Arbeitsplatz gekündigt. Aus diesem Grunde musste die Fa. Krupp die Betriebsrente nicht zahlen. Auch Otto von Bismarck hat sich bei seiner „Sozialgesetzgebung“ weitgehend am „Kruppschen Generalregulativ“ orientiert. Heute nennt man dieses Herangehen „Fördern und Fordern“, Hartz IV oder nach neuester SPD-Diktion halt Bürgergeld und Grundrente.
Sollte Hubertus Heil aber tatsächlich Interesse an einer Abschaffung der Agenda 2010 haben, können sie sich trefflich hinter der vehementen, reflexhaft erfolgten Ablehnung ihrer Reformpläne durch die Union verstecken. „Wir haben es ja versucht aber unser Partner in der GroKo hat nicht mitgespielt.“ Gelebte Realpolitik.
Wie wäre es stattdessen damit, erst einmal dafür zu sorgen, dass in Deutschland wieder alle Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, von dieser Arbeit auskömmlich leben können? Über ein Grundeinkommen müssen wir auf jeden Fall noch sprechen…