Mit dem Jahreswechsel verbinden die Menschen traditionell die Hoffnung, dass das neue Jahr besser wird als das vorherige. Das Jahr 2015 ist noch sehr jung, aber einige Dämonen aus 2014 zeigen schon jetzt wieder ihre häßliche Fratze.
Am 04. Januar veröffentlichte das Magazin SPIEGEL ONLINE einen Artikel mit der Überschrift „Daimler will Mitarbeiter durchleuchten – alle drei Monate“ [1]. Seit dem 01. Dezember 2014 gleicht der Automobil-Konzern einige Stammdaten seiner rund 280.000 Mitarbeiter (Name, Anschrift, Geburtsdatum) gegen die sogenannten „Terrorlisten“ der Europäischen Union und den USA ab.
Diese Regelung gilt grundsätzlich für alle Angestellten aus allen Konzernbereichen, sogar für Bewerber. Leitende Angestellte sind von der Prüfung allerdings ausgenommen. Der Konzern beruft sich dabei laut Artikel auf „zwingende“ gesetzliche Vorgaben der EU sowie der USA.
Am 05. Januar 2015 veröffentlichte das Online-Portal HEISE/TELEPOLIS einen Text mit dem Titel: „Großbritannien: Überwachung von Kindern, die Terroristen werden könnten“ [2]. Darin wird ein Vorschlag des britischen Innenministeriums vorgestellt, mit dem Kinderkrippen und Kindergärten in ein größeres „Vorbeugungskonzept“ eingebunden werden sollen.
Im Text widergegeben werden Britische Zeitungen, die aus einem 39-seitigen Dokument des Innenministeriums zitieren: „Mitarbeiter von Kindertagesstätten sollen nach Plänen des Innenministeriums gezwungen werden, Kleinkinder zu melden, bei denen ein Risiko besteht, dass sie zu Terroristen werden“. Das Dokument gehört laut Artikel zum „Counter-Terrorism and Security-Gesetz“, das dem britischen Unterhaus aktuell zur Entscheidung vorliegt.
- Der Grund für beide Maßnahmen – Terrorismusbekämpfung
- Die Verdächtigen – einfache Angestellte und Kinder
Auf den ersten Blick wirken beide Maßnahmen völlig absurd und überzogen. Tatsächlich sind sie es auch. Beide Maßnahmen stellen die Betroffenen unter einen Generalverdacht. Jeder gilt aus Prinzip als potenzieller Terrorist. Verhaltensmuster abseits der vorgegeben Norm verstärken diesen Verdacht und führen zu entsprechenden Sanktionen.
Wenn man sich beide Maßnahmen aber im Kontext der Entwicklungen der letzten Jahre anschaut, sind sie nicht mehr absurd und überzogen, sondern zwingend notwendig. Zumindest aus Sicht der politischen Machthaber und der ökonomischen Lenker.
Ihr Ziel ist der total überwachte und kontrollierte Mensch. Ein Wesen mit genau definierten Eigenschaften und Verhaltensnormen. Flexibel einzusetzen, leicht zu steuern und obendrein selbstreproduzierend. Eine „human resource“ im Sinne des Wortes.
Das dabei die Demokratie sowie Selbstbestimmung und Freiheit jedes Einzelnen auf der Strecke bleiben, ist kein Unfall, sondern Absicht. Terrorbekämpfung ist nur der Hebel, um die nötigen Änderungen durchzusetzen. Solange es keinen ernsthaften Widerstand dagegen gibt, wird einfach weitergemacht.
Als die britischen Schriftsteller Aldous Huxley und George Orwell ihre dystopischen Romane „Schöne neue Welt“ (englisch: Brave New World) [3] und „1984“ [4] zu Papier brachten, sollten die Geschichten eine Warnung vor möglichen Fehlentwicklungen sein. Heute sind große Teile der darin beschriebenen Schrecken längst Realität oder haben sie inzwischen sogar überholt.
Die Mächtigen des Jahres 2015 haben Mittel und Möglichkeiten, die selbst Huxley und Orwell sich nicht vorstellen konnten.
„Das Volk gilt der Regierung als gefährlicher Feind, der um seines eigenen besten Willens kontrolliert werden muss.“
Noam Chomsky [5]
Quellen:
[1] Daimler will Mitarbeiter durchleuchten – alle drei Monate
[2] Großbritannien: Überwachung von Kindern, die Terroristen werden könnten
[3] Aldous Huxley: Schöne neue Weld (Brave New World)
[5] Noam Chomsky